| Fotos: Juni 2004 sowie März 2005 Pilgerfahrt nach AbydosEin Besuch im Tempel von Sethos I.
                 	Einmal im Leben wollte jeder Ägypter nach Abydos reisen, schließlich lag dort
                         das Kultzentrum des Totengottes Osiris. Eine Art antikes Mekka, ein Wallfahrtsort, der
                         Ort, wo das Osirisgrab zu finden war, die Ruhestätte der ersten Pharaonen und der
                         Eingang ins Totenreich. Der gewöhnliche Ägypter wird kaum jemals selbst dort gewesen
                         sein, also bildete man die Pilgerfahrt wenigstens im eigenen Grab ab. Warum? Ganz nach
                         dem Motto: Was in Hieroglyphen gemeißelt ist, ist Realität. Gut, dass man es mit
                         diesem Glauben heute nicht mehr ganz so eng sieht, andernfalls hätten wir -
                         bestimmten Boulevardblättern sei Dank - schon öfter Opfer von
                         außerirdischen Invasoren werden müssen...
                  
			Zurück zur Fahrt nach Abydos. Fahrt ist eigentlich das falsche Wort, schließlich
                         schipperte man gemütlich mit einem Boot den Nil entlang...
                    
			Heute geht es etwas schneller und der Konvoi hat auch seinen ganz eigenen Reiz...
                         Man heizt mit 120km/h durch kleine Dörfer und kann dabei zuschauen, wie Mensch und
                         Esel versuchen, in letzter Sekunde ihr Hinterteil von der Straße zu retten.
                         Highspeed-Meetings mit Dattelpalmen oder eine Crashbekanntschaft mit einem Pickup soll
                         es schon öfter gegeben haben. Kurzum, der Eingang ins Totenreich wird heute weniger
                         in, als auf dem Weg nach, Abydos liegen...
 Zum Glück gibt es auch heute noch beschauliche Reisemöglichkeiten. Wen wird es
                         überraschen, Daniel Jackson denkt an die ägyptische Eisenbahn...
 Bahnhof Luxor, 08.30 Uhr local time
			"Ist es im Moment möglich, mit dem Zug nach Abydos zu fahren?" "Abydos
                         hat keinen Bahnhof!" Die Antwort kam prompt, der nette Herr in der
                         Touristeninformation hatte Recht. Auf den Hinweis, dass es in Balyana, gut 165 km
                         nördlich von Luxor und knapp 10 km östlich von Abydos einen Bahnhof gäbe,
                         erwiderte er mit einem typisch ägyptischen Grinsen, dass es natürlich kein
                         Problem sei.
                  Abydos, hä?!	Der Plan stand schon lange fest, Daniel Jackson wollte wieder einmal nach Abydos pilgern.
                 	Was gab es in Abydos besonderes, was die lange Anfahrt rechtfertigen würde?
 Eine ganze Menge, vorne weg die Gräber der ersten Pharaonen, die mitten in der
                         Wüste angelegt waren. Das, auf Grund einer Menge gefundener Tonkrüge, heute
                 	"Umm el-Qaab", also "Mutter der Opfergefäße", genannte
                         Gebiet war für Touristen leider nicht zugänglich, das Deutsche
                         Archäologische Institut (DAI) arbeitete dort.
 Außerdem gab es noch den Ahmose Komplex mit seinem Grab und einer Kapelle für
                         Tetisheri zu sehen, jedenfalls wenn man beim DAI in Abydos beschäftigt war und somit
                         das Gelände betreten durfte.
 In die Reihe der für Touristen nicht zugänglichen Areale reihte sich noch der
                         Tempel von Osiris-Chontiamenti ein, der mitten in einem modernen Dorf lag.
 Warum sollte man also heute nach Abydos pilgern?
 Keine Frage, ein Tempel war offen, und der hatte es in sich! Der Tempel von Sethos I.
                         Schon allein für diesen einen, zugegebenermaßen nicht unbedingt riesigen, Tempel
                         lohnte sich die Reise, da die qualitativ vielleicht besten Reliefs in ganz Ägypten
                         hier zu finden waren. Schon allein deswegen hätte sich die Reise gelohnt, aber
                         Sethos I hatte noch Eins drauf gelegt und eine Königsliste in eine Tempelwand
                         meißeln lassen, die die meisten seiner Vorgänger festhielt. Weil die Wüste
                         noch war und Sethos auch an die Fans von EvD und allerlei "alternativen
                         Ägyptologen" dachte, ließ er hinter seinen Tempel noch ein
                         "Osireion" bauen. Was es mit diesem etwas außergewöhnlichen Bauwerk auf sich
                         hatte, sollte Daniel Jackson später noch beleuchten.
 Balyana in Aufruhr!
                         Daniel Jackson saß im Zug, doch er war nicht allein. Abgesehen von ein paar
                         Ägyptern hatte sich nämlich noch "Wolli" eingefunden, dessen
                         Identität für alle Leser des Reiseforums im Dunkeln bleiben sollte. Nach ca.
                         drei Stunden Zugfahrt, einem langen, sehr interessanten Gespräch und einem etwas
                         argwöhnischen Polizisten, war Balyana erreicht. Warum der Polizist etwas
                         argwöhnisch war, ist eine andere, vielleicht lustige, auf jeden Fall längere
                         Geschichte, die am Ende zeigen würde, dass die ägyptische Polizei im Zug doch
                         ihre Augen aufsperrt, zumindest, wenn sie von anderen Leuten auf vermeintlich
                         unbeaufsichtigte Gepäckstücke hingewiesen wird.
                         Wie gesagt, Balyana war also erreicht, Daniel Jackson stieg aus dem Zug und hatte ein sehr
                         ungutes Gefühl!
 Ein schlechtes Gefühl in Ägypten? Ein ungutes Gefühl, kein Schlechtes...
 Zwei echte Hippies, mit Rasterlocken, Tatoos, ner Menge Piercings und vielleicht noch dem
                         ein oder anderen Ohrring, waren ebenfalls ausgestiegen.
 Man stelle sich die Szene nur vor, alle Augen starrten auf die drei mehr oder weniger -
                         die Hippies mehr, Daniel Jackson weniger -  seltsamen Gestalten, die gerade ihre
                         Füße mitten in die ägyptische Provinz gesetzt hatten.
 Kein Wunder, dass sofort ein Polizist auf Daniel Jackson aufmerksam geworden war. Wie
                         durch ein Wunder entdeckte er auch die zwei anderen Aussteiger und rannte zu ihnen. Das
                         war die Chance sich aus dem Staub zu machen, sonst war riesige Aufmerksamkeit, dummes
                         Gegaffe, eine Menge unbekannter Gedanken und nicht zu Letzt auch noch eine Taxifahrt...
 Stopp! Was geschrieben ist, ist Realität, wie wir gerade eben gelernt hatten.
 Man konnte nur hoffen, die Götter würden in diesem Grenzfall noch mal ein
                         Auge zudrücken...
 Sie taten es nicht und keine zwei Minuten später machte sich ein Taxi mit dem
                         vermeintlichen Polizisten, der eigentlich nur ein Taxifahrer war, einem echten Polizisten,
                         Daniel Jackson und, oh Wunder, zwei italienischen Hippies auf den Weg nach Abydos. Was
                         für eine Überraschung, als der trickreiche Taxifahrer einen "spezial
                         price" anbot. Es sollte nur den sechsfachen Normalpreis kosten...
 Diese günstige Beförderung konnte man natürlich nicht ausschlagen und da das
                         auch der echte Polizist so sah, ging es los und die Landschaft flog bei freundlicher
                         Diskussion vorüber.
 Je mehr man sich dem Tempel näherte, desto hartnäckiger bestand der Taxifahrer
                         darauf, dass er den ganz normalen Preis forderte. Wo konnten diese Touristen nur so
                         falsche Vorstellungen her haben?
 Was für ein Pech, dass vom "ganz normalen Preis" am Ende nur noch ein Drittel
                         übrig blieb. Der arme, ausgebeutete Mann versprach erstaunlicherweise ohne Murren,
                         auch später für die Rückfahrt zur Verfügung zu stehen. Eine praktische
                         Sache, die aber später noch für einigen Ärger sorgen sollte. Praktisch war
                         auch, dass der Buskonvoi gerade abfuhr, als Daniel Jackson ankam.
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